Anna stiehlt Nagellack in einer Drogerie. Eigentlich wollte sie das nicht tun, aber ihre Freundin Miriam hat sie bedrängt: „Du hast doch nur Angst. Man darf sich halt nicht erwischen lassen.“ Der Ladendetektiv hat es gesehen und ruft die Polizei. Sollte Anna dafür bestraft werden? Und Miriam auch?
Solche und andere Fälle haben die Klassen 8a, 8b und 8c am Franziskus-Gymnasium in Mutlangen bearbeitet. Das Projekt der Landesregierung „Rechtsstaat macht Schule“ über drei Doppelstunden bringt die Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht. Fachleute aus der Praxis bereiten den Unterricht vor und halten die Stunden. In Gruppenarbeiten wird diskutiert, wie die Fälle zu bewerten sind und wer bestraft werden sollte. Es wird auch geprüft, was dazu im Strafgesetzbuch steht.
Thomas Baßmann, Direktor des Amtsgerichts Schwäbisch Gmünd und erfahrener Jugendrichter, hat den Schülerinnen und Schülern im Unterricht am 05.07.2024 wichtige Prinzipien des Rechtsstaats nahegebracht. Die Landespolitik in Stuttgart hat diese Kurse für die Schulen seit 2019 entwickelt. Die Federführung liegt beim Justizministerium und Innenministerium. Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter vor Ort gehen nach Absprache mit den Lehrerinnen und Lehrern für Gemeinschaftskunde in die Schule. Vorzugsweise findet dies in den 8. Klassen statt.
Die finanziellen Mittel gibt der Stuttgarter Landtag jedes Jahr frei, und am 05.07.2024 kam die Landtagsabgeordnete Martina Häusler in die Schule und besuchte die von Richter Baßmann gestaltete Doppelstunde.
Als Abschluss gibt es in der Woche ab 08.07.2024 in jeder 8. Klasse jeweils eine gespielte Gerichtsverhandlung. Unter Vorsitz von Amtsgerichtsdirektor Thomas Baßmann bzw. seiner Kollegin, Richterin Stefanie Schwer, übernehmen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Rollen. Staatsanwalt, Verteidiger, Angeklagter, Zeugen und Protokollführer gehören dazu.
Dr. Stefan Dudey, Koordinator am Franziskus-Gymnasium in diesem Projekt und Lehrer für Gemeinschaftskunde in der Klasse 8a, lobte die Schülerinnen nach der Stunde für die Fragen, die an Thomas Baßmann gestellt wurden, und für die konzentrierte Mitarbeit.